Rudern im Achter sweep or scull – eine Philosophiefrage?

Eigentlich nicht. Der Achter, als Königsklasse im Mannschaftsrudern ist doch der Inbegriff für Einheit, Gleichklang, Synchronität und Dynamik!

In letzter Zeit kann beobachtet werden, dass der Doppelachter unter den Mastersruderern sich immer größerer Beliebtheit erfreut. Das ist auch verständlich, so kann die Zusammenstellung einer Mannschaft mit geringerem Aufwand erfolgen, als bei einem Riemenboot. Das liegt in der Natur der Sache, da ja in den Vereinen fast ausschließlich skulliert wird. Auch die Mannschaftszusammensetzung im Training erfolgt leichter, so kann in Kleinbooten trainiert werden und es reicht vor der Regatta die eine oder andere Trainingseinheit und der Doppelachter ist fertig für die Regatta.

Das ist auch ein wenig ein Zeichen unserer Zeit, es muss alles immer einfacher und leichter gehen, wir übergeben vieles den Computern und Assistenzsystemen, sobald ein wenig Mühsal dabei ist, hat ein Projekt schon fast keine Chance mehr auf Erfolg.

Ist es eigentlich gut, dass wir immer den leichteren Weg suchen?

Kann das auf Dauer die Erfüllung sein?

Ich finde, je schwieriger der Weg desto stärker ist doch das Gefühl das Ziel erreicht zu haben, es trotz aller Schwierigkeiten geschafft zu haben. Meiner Meinung nach liegt da der Mehrwert drinnen.

Eine Ausfahrt im Doppelachter ist wohl auch etwas besonderes, speziell, wenn sich Ruderer zusammentun, die es verstehen mit guter Technik zu rudern, schließlich sprechen wir ja über das schnellste Boot, dass meiner Meinung nach der Doppelachter ja ist. Da erfordert es schon eine technisch gut ausgebildete und trainierte Mannschaft.

Ist es im Achter, gerudert mit Riemen, nun so anders?

Ich finde schon. Es ist für eine Mannschaft wesentlich schwieriger eine Einheit zu bilden, zu mal sich immer der Backbord- und der Steuerbordruderer zusammen finden müssen und das Ganze dann noch über die 4 Paare. Ich glaube nicht, dass es reicht einfach nur 8 technisch gute Riemenruderer zu nehmen, sie in ein Boot zu setzten und schon ist eine gute Mannschaft gefunden.

In einem Riemenboot gehört vielmehr dazu als nur gute Rudertechnik. Hier geht es um das Ganze, die Konzentration, die Technik, die Mannschaftszusammensetzung, die Zuordnung der Ruderer im Boot, passen die Paare zusammen, stimmen die Größen, passt der Ruderplatz, wie ist das Wetter, der Wind, die Temperatur des Wassers, kann der Cox die Mannschaft motivieren, korrigieren, kann er sie erreichen, passen die Persönlichkeiten, die Rudertechnik und vieles mehr.

Das Zusammenfinden von Individuen, die im Boot zu einer Einheit, einer Mannschaft werden ist ein schwieriger und langwieriger Prozess, der leider allzu oft scheitert, aber mit Beharrlichkeit und Durchhaltevermögen ist es zu schaffen.

Denn – wenn sich eine Mannschaft zusammengefunden hat, die beschriebene Einheit geworden ist, ist das Erlebnis am Wasser ein unbeschreibliches, tolles Gefühl der Zugehörigkeit, der Zusammengehörigkeit, der Leichtigkeit, der Verschmelzung von Mensch, Technik und Natur – ein Gefühl der Schwerelosigkeit.

Für mich ist es keine Philosophiefrage – ein Achter ist nur ein Achter, wenn er mit Riemen gerudert wird!

Dieser Artikel entstand aus einer Idee, die bei der ersten Achterausfahrt in der heurigen, sehr spezielle Rudersaison entstanden ist. Die wir, trotz aller widrigen Umstände, erleben durften und das den Wunsch, nach genau dieser Suche nach Einheit und Zugehörigkeit in Zeiten wie diesen, nach Wiederholung aufkeimen lässt.

In diesem Sinne – keep calm, stay healthy and keep rowing!

ingomar, September 2020

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