Rudern in der kalten Jahreszeit

Es mögen sich die Geister scheiden von wann bis wann, bei welchem Wetter oder bei welcher Temperatur gerudert wird bzw. wo es “noch” Spaß macht. Diese Frage stellt sich für mich nicht. Ja, wir haben in unserer Fahrordnung des RVN die Anweisung bei “kalten” Temperaturen nicht zu rudern (bei Frost gilt ein Fahrverbot!), da es für Mensch und Material nicht so gut ist. Aber, und da muss ich einhaken.

Gerade in der heutigen Zeit, wo es so viele Einschränkungen gibt und vor allem das Mannschaftsrudern verboten ist, möchte ich das Erlebnis im Winter zu rudern und am Wasser zu sein nicht missen. Für mich neu ist, dass ich nicht nur mit dem Ruderboot unterwegs bin, sondern auch mit einem Wanderkajak. Ein Boot dass wir vorm vergangenen Sommer erworben haben.

Nach einigen spektakulären Ausfahrten am Ossiacher See im Sommer, im Herbst und jetzt auch zum Jahreswechsel ist das Paddeln eine wunderbare Ergänzung zum Rudern. Windstille, spiegelglattes Wasser, im Herbst im bunten Rahmen des verfärbten Waldes, im Winter frisch verschneit, in Watte gehüllt auf glasklarem Wasser. Ruhe, Gesellschaft gibt es von den Wasserbewohnern wie Grau- und Silberreiher, Stockenten, Reiherenten, Kormorane, Bläss- und Teichhühner und Möwen vom weit entfernten Meer. Auch exotisch anmutende Vögel wie der Eisvogel in seiner schillernden Pacht oder der Zaunkönig lassen sich auf den menschenleeren Ufern und Gärten entdecken und beobachten.

Das Wasser ist eiskalt – kurz vorm frieren – träge und schwer und glasklar. Die hineingefallenen Schneeflocken kuscheln sich zu einem schwimmenden, weißen Teppich zusammen. Die ersten Eiskristalle gesellen sich dazu. Durch die Bewegung des leichten Wellenschlages in Aufruhr versetz, klingt es wie knistern eines wärmenden Feuers.

Das strömende Wasser der Donau ist derzeit auch von gläserner Klarheit, die Bodensicht ist unglaublich, sonst verborgen zeigt sich die Struktur der Sohle. So lassen sich einige große Steine, die in den Buhen fehlen unterhalb dieser, im tiefen Wasser wiederfinden und zeugen von schier unermesslicher Kraft des Wasser.

Durch die hohe Dichte des kalten Wassers bewegen sich die Strömungen und Wirbel wie in Zeitlupe. Der tiefe Wasserstand lässt die Ufer breit werden, die dadurch viel Platz zum Spazieren und Verweilen bieten.

Natürlich ist das Bewegen am kalten Wasser mit Gefahren verbunden. Allerdings nur, wenn man unvorbereitet und plötzlich ins Wasser fällt, so meine Überzeugung. Dem entgegne ich mit erhöhter Konzentration, besonderer Vorsicht und adäquater Ausrüstung. Soll heißen, ich rudere nur mit einer Schwimmjacke die sich im Fall des Falles aufbläst und zusätzlichen Auftrieb gibt.

Ein weiterer Aspekt der für das Rudern im Winter spricht ist, dass sich, durch den niedrigen Abfluss der Donau verbunden mit dem tiefen Wasserstand, die Buhnen und Einbauten aus den Fluten erheben und ihre Form und Tücken offenbaren. Ob vom Landwege aus oder von der Wasserseite lassen sie sich wunderbar studieren.

Das schwere Wasser lässt auch den Ruderschlag besonders wirken und spüren. Die Ruderblätter sind sehr fest verankert, man kann sich mit voller Kraft hineinhängen, auch das Boot hat mehr Widerstand. Einerseits benötigt man zwar mehr Kraft für den Vortrieb, aber andererseits ist es auch ein wenig stabiler. Ich spreche hier von meinen Erfahrungen im Einer. Andere Bootsformen sind ja derzeit leider nicht erlaubt.

Für mich gibt es keinen Zweifel, Bewegung am Wasser ist in allen Jahreszeiten, ob mit dem Paddel- oder Ruderboot ein wichtiger und wertvoller Ausgleich für Körper und Seele.

Ganz speziell ist der Winter!

Bilder fotografiert von Ingomar Kern ©

Schreibe einen Kommentar